April 27, 2022

Klimastreik

Die letzten Jahre waren eine Zumutung für uns alle. Die Coronapandemie hatte uns fest im Griff und hat es immer noch, aber sie wurde in ihrer Wichtigkeit abgelöst. Sie wurde abgelöst durch die Nachrichten des Krieges, eines Überfalls durch einen bis dahin geachteten Menschen auf ein Volk, das gesäubert werden sollte. Inzwischen weiß man, was diese Säuberung bedeutet: Unendliches Leid der in den Städten eingeschlossenen Menschen, Hunger bis zum Verhungern, Durst bis zum Verdursten, Kälte bis zum Erfrieren – und über allem die Angst. Angst, dass die eigenen Kinder sterben, dass die, die man liebt, sterben und Freunde und Verwandte. Diese übermenschliche Angst. Dieser Krieg ändert alles. Er ändert Gedanke und Sichtweisen und jeder andere Gedanke tritt dahinter zurück und lässt uns solidarisch werden und mitfühlend und einfühlsam. Trotzdem stehen wir hier und wollen für etwas anderes sprechen. Über das, was uns betrifft, wenn der Krieg wieder in den Hintergrund rückt, die Angst vor dem Klimawandel. Die Angst davor, dass die Sommer immer heißer werden, dass die Wälder immer mehr absterben – denn der Fakt, dass die Bäume durch die Hitze der Jahre 19 und 20 so geschwächt wurden, dass der Borkenkäfer leichtes Spiel hatte. Und dann waren da diese Lücken im Wald wo die Bäume herausgeschlagen werden mussten, so dass der normale, vielleicht normale Wind leichtes Spiel hatte mit anderen, auch geschwächten Bäumen oder denen, die eine große Angriffsfläche boten. – D.h. die die bisher existierenden Wärmerekorde führten direkt zu den teilweise völlig kahl stehenden Bergrücken und zwar jetzt schon. Nicht erst in 50 Jahren. Nicht erst in 30 oder 20 Jahren, sondern schon jetzt. Und wir haben Angst davor, dass unsere älteren Freunde und Familienmitglieder durch die große Hitze in den kommenden Sommern mehr leiden müssen, dass die Starkregenereignisse zunehmen und dass in der Arktis Kipppunkte überschritten werden. Kipppunkte wie mit den Bäumen und dem Sommer. Was interessiert uns gerade die Arktis? Weil da die Erwärmung schon viel stärker als bei uns ist. Bei uns beträgt sie etwa 1,1 Grad. In der Arktis liegt sie schon bei über 3,1 Grad. 3 Komma 1. Dadurch dass sich die Luft sich in der Arktis vergleichsweise so stark erwärmt, hat sie Einfluss auf den Jetstream, der uns betrifft, der verlangsamt wird und dazu führt, dass bei uns in Deutschland manche Wetterereignisse einfach nicht von der Stelle wollen und sich an einem Ort austoben, wie zuletzt im Ahrtal. Infos dazu findet man leicht und viele Wetterexperten haben dazu was gesagt. D.h. wir haben Angst, DASS WIR UNSEREN KINDERN ZU GROSSE RUCKSÄCKE HINTERLASSEN, die zu schwer sind, um sie unfallfrei zu tragen. Es muss sich schon jetzt was ändern, weil das Klimasystem unglaublich träge ist. Aktionen heute wirken sich erst in vielen Jahren aus. Und es bedeutet eben nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir KÖNNEN was ändern. WIR ALLE. Dieses etwas ändern, und zwar auf Stadtebene, das möchte das neu gegründete Klimabündnis. So möchten wir dafür sorgen, dass Carsharing in Bautzen etabliert wird. Wir möchten dafür sorgen, dass ein Elektroauto nicht ein nerdiger Luxus ist sondern ohne Probleme für alle genutzt werden kann. Wir wollen sehen, ob ein Netz aus Ebikes in BZ sinnvoll genutzt werden kann um den Verkehr zu reduzieren. Und bei alledem sollte man die regional vorhandenen Ressourcen besser nutzen und verteilen, wie es z.B. beim Foodsharing geschieht. Es gibt viele Herausforderungen, für die wir noch keinen Plan haben. Wie kann z.B. die Bautzner Wärmeversorgung so umgestaltet werden, dass durch sie weniger CO2 emittiert wird. Vergessen wir nicht: Schon 2045 dürfen wir quasi nicht mehr atmen, damit in anderen Ländern der Kollaps verhindert wird – damit die globale Erderwärmung nicht über 2 Grad steigt -. D.h. wir müssen uns JETZT anstrengen, um zu reduzieren. Dass wir in 10 Jahren einen Plan haben, wie wir das Ziel in 20 Jahren schaffen können. Und vergessen wir nicht, durch diesen Plan werden wir unabhängiger von externen Einflüssen. Wenn Bautzen es hin bekommt, so viel Strom durch Wind, Photovoltaik und Biomasse zu produzieren dass nichts mehr eingekauft werden muss – eingekauft werden muss von den Kohle und Gaskraftwerken – sind wir 1. unabhängig und 2. kostet uns das weniger. Wenn Bautzen das hin bekommt, dass der Verkehr weniger Lärm, Schmutz und Staus verursacht, steigt die Lebensqualität, und zwar bei allen von uns.Und der 3. Punkt: Wir könnten Vorbild sein für andere Städte, andere würden auf Bautzen gucken und sagen: Oh, das ist eine innovative, eine ideenreiche Stadt. Die wollen wir uns jetzt mal ansehen, dort wollen wir mal Urlaub machen, da wollen wir hin. Und NICHT da wollen wir WEG. Klimaschutz nutzt allen. Er bringt Unabhängigkeit, Geld in die Kassen und Beachtung. Vergessen wir das nicht sondern versuchen wir, diesen Weg zu fördern und von der Stadt einzufordern.